Diversity 2020

Nehmt! Uns! Ernst!

Respekt und ein schonender Umgang mit Ressourcen: Was die GENERATION Z von ihren Jobs erwartet

Von Jakob Neise

Die Generation Z hat deutlich andere Interessen, denkt anders und steht vor völlig anderen Herausforderungen als noch ihre Eltern und Großeltern. Wir wollen unseren eigenen Weg gehen, wir wollen unser eigenes Leben führen und wir wollen auch anders arbeiten als die Generationen vor uns. Was heißt das konkret?

Wir sind über Soziale Medien und Netzwerke ständig und überall miteinander verbunden. Der Ausbruch der Corona-Krise und der folgende Lockdown hat uns allen aber eine Sache ganz klar werden lassen: Es sind reale soziale Kontakte, die unser wirkliches Leben bestimmen und deshalb unverzichtbar sind.
Jakob Neise
Jakob Neise
Dies gilt vor allem für die Welt, in der wir künftig arbeiten wollen. Um diese These zu stützen, habe ich Ende Oktober eine Umfrage unter 3529 Jugendlichen durchgeführt. Die Befragten stammen aus den Fokusgruppen, die wir für „PlayTheHype GmbH“ aufgebaut haben. Dort tauschen sich mehr als 5000 Jugendliche im Alter zwischen 14 und 20 Jahren aus, über die Inhalte, die sie konsumieren und die Plattformen, über die sie kommunizieren. Daraus können wir Hypes und Trends frühzeitig antizipieren, aber auch Umfragen zu verschiedenen Themen generieren. Zusammen mit den Gruppen, mit denen wir vernetzt sind, erreichen wir etwa 180 000 Jugendliche in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Wir haben für unsere Studie 3529 Jugendliche zwischen 14 und 20 Jahren befragt, welche Aspekte ihnen bei der Auswahl ihres künftigen Arbeitgebers am wichtigsten sind. Es sind vor allem vier Kriterien, die bei der Entscheidung eine Rolle spielen. 832 Jugendliche (23,6 Prozent) nannten das Arbeitsklima als wichtigsten Entscheidungsfaktor. Für sie ist das funktionierende Miteinander am Arbeitsplatz essenziell. 719 Befragte (20,4 Prozent) finden eine faire Bezahlung für ihre Leistung am wichtigsten. 638 (18 Prozent) ist es am wichtigsten, dass sie ihre Erfüllung im Beruf finden. 482 (13,7 Prozent) stellten eine ausgewogene Work-Life-Balance in den Vordergrund.

Ein sehr entscheidender Unterschied zwischen der Generation Z und den vorigen Generationen liegt darin, dass die Bedeutung des sicheren Arbeitsplatzes stark abgenommen hat. In der Studie sagten nur 3,5 Prozent der Befragten, dass das ihr wichtigstes Kriterium sei. Um den Arbeitgeber zu finden, der den Wunschvorstellungen am nächsten kommt, spielen Praktika und persönliche Empfehlungen eine sehr wichtige Rolle. Entscheidend aber bleibt eine gute Webseite, die auch auf dem Bildschirm eines Smartphones überzeugt. Dies ist schlicht die wichtigste Informationsquelle für die Generation Z.

Wir sind alle übers Netz ständig miteinander verbunden

Es stimmt, wir fordern eine Menge von unseren künftigen Arbeitgebern, wir bringen aber auch eine Menge mit. Für unser Alter haben wir jetzt schon bewiesen, dass wir eine Stimme und eine Meinung haben, zu der wir auch lautstark stehen (Beispiel: Fridays for Future). Es ist der Generation Z aber auch sehr bewusst, dass Leistung notwendig ist, um erfolgreich zu sein, und dass Einsatz gefordert ist, um Ziele verwirklichen zu können. Ich persönlich spüre in meiner Altersgruppe verschiedenste individuelle Stärken, sehr unterschiedlich gelagerte Interessen und erlebe, wie Jugendliche viel Engagement und Leidenschaft in Dinge stecken, die ihnen wirklich wichtig sind.

Mir selbst ist es wichtig, dass ich mit meinen Anliegen ernst genommen werde, unabhängig von meinem Alter. Die Kommunikation in einem Unternehmen, in dem ich gerne arbeiten würde, sollte über alle Hierarchieebenen hinweg von gegenseitigem Respekt und einem gemeinsamen Ziel geprägt sein. Hierbei muss selbstverständlich sein, dass es keinen Unterschied macht, welchen kulturellen oder sozialen Hintergrund eine Person hat.
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Außerdem wünsche ich mir, dass ein künftiger Arbeitgeber mit seinen Ressourcen schonend und nachhaltig umgeht. Ich finde, den Unternehmen sollte bewusst sein, dass jede ihrer Handlungen die Zukunft auch von gänzlich Unbeteiligten beeinflusst, im Guten wie im Schlechten. Daher wäre es wichtig, dass die Unternehmensziele nicht nur kurz-, sondern langfristig ausgerichtet sind. Eine indianische Weisheit besagt: „Wir haben die Erde nicht von unseren Eltern geerbt - sondern von unseren Kindern geliehen.“ Diese Erkenntnis – dass die Welt von der nächsten Generation nur geliehen ist – sollte immer und überall im Mittelpunkt stehen.

— Der Autor, 17, ist Co-Founder der Agentur PlayTheHype Gmbh, die Unternehmen berät, wie sie die Generation Z erreichen können.
Fotos: Tobias Hase/dpa; privat
Erschienen im Tagesspiegel am 12.11.2020