WTA-Turnier Berlin

Tennis mit Hut

Über die Geschichte des LTTC „Rot-Weiß“

Von Heike Gläser

Als Zusammenschluss der Spielvereinigungen Königgrätzer und Lutherstraße wird der LTTC 1897 gegründet. Die Buchstaben stehen für Lawn Tennis Turnier Club. „Lawn“ bedeutet „Rasen“, doch ein Rasenturnierfindet dort nie statt. Den Zusatz „Rot-Weiß“ erhielt der Club erst später, als die Mitglieder Strohhüte mit rot-weißen Bändern trugen. Damals spielte man noch Tennis mit Hut.
Um 1900 zieht der Club nach Grunewald. Das Grundstück am Hundekehlesee erhält er nach Fürsprache der Prinzessin Louise Sophie von Preußen für 750 000 Goldmark vom Forstamt. 1907 finden die ersten Deutschen Meisterschaften auf der Anlage statt. 1943 wird das Clubgelände bei einem Luftangriff während des Zweiten Weltkrieges völlig zerstört. 1948 erhält der Club von der Militärregierung als erster Tennisverein im britischen Sektor eine Lizenz und das Clubgelände zurück. Ein Jahr später startet der Spielbetrieb. 1958 wird „Tennisbaron“ Gottfried von Cramm zum Club-Vorsitzenden- und Präsidenten gewählt und bleibt es bis zu seinem Tod im Jahr 1976. Ab 1979 finden die Internationalen Deutschen Meisterschaften der Frauen (German Open) im LTTC „Rot-Weiß“ statt.
1984 beginnt beim LTTC die Ära von Steffi Graf: Sie wird Vereinsmitglied und geht ab 1986 neunmal als Siegerin vom Platz. 1996 gewinnt Graf die German Open zum letzten Mal. 2004 erfolgt die Umbenennung des Centre Courts in Steffi-Graf-Stadion. Zur Einweihung liefert sich Steffi Graf einen Schaukampf mit ihrer Dauerkonkurrentin Gabriela Sabatini. 2008 findet das vorerst letzte Frauentennis-Turnier statt. Schon 2020 sollte die WTA-Tour zum LTTC zurückkehren, als Rasen-Vorbereitungsturnier auf Wimbledon. Pandemiebedingt findet die Premiere nun im Juni 2021 statt.
Foto: unsplash/Christian Tenguan
Erschienen im Tagesspiegel am 12.06.2021