Save the Children

Schutzraum für die Schwächsten

Bei Naturkatastrophen und Kriegen fehlt es an Nahrung, Trinkwasser und Medizin. C&A setzt sich für Frauen und Kinder ein

Von Katja Gartz

Frauen und Kinder sind meist die Ersten, die unter den Folgen von bewaffneten Konflikten oder Naturkatastrophen leiden. Mit Projekten in 120 Ländern setzt sich Save the Children für die Versorgung Hilfebedürftiger mit Nahrung, Trinkwasser und Medizin, für Bildung und eine bessere Infrastruktur ein. Geleistet wird die Hilfe gemeinsam mit Menschen, die in den Krisengebieten leben. Bei dieser Arbeit wird eines immer wichtiger: Unterstützung aus der Wirtschaft. Denn global agierende Unternehmen können neben finanzieller Hilfe auch durch ihre weltweite Präsenz auf die Not von Kindern, Jugendlichen und ihren Familien aufmerksam machen – und so helfen, ihre Situation zu verbessern.

Der Bekleidungskonzern C&A unterstützt Save the Children gemeinsam mit der Unternehmensstiftung C&A Foundation seit 2015; im vergangenen Jahr wurde die Kooperation um weitere drei Jahre verlängert. „Wir werden der Kinderrechtsorganisation jährlich rund 3,36 Millionen Euro für Projekte zur Verfügung stellen“, sagt Jens Völmicke, Leiter der Unternehmenskooperation für C&A Europa. Entstanden sei die Zusammenarbeit aus dem Bewusstsein, dass C&A eine besondere Verantwortung in jenen Ländern trage, in denen Baumwolle angebaut und Textilien hergestellt würden.

In asiatischen Staaten, in denen das Unternehmen einen Großteil seiner Kleidungsstücke produzieren lässt, werden Kinder und Frauen häufig Opfer von Naturkatastrophen. „Im letzten Sommer waren beispielsweise 21 Millionen Menschen, darunter sieben Millionen Kinder, von einer Sturmflut im südindischen Kerala betroffen“, berichtet Völmicke. Je länger es dauere, Häuser und Schulen wieder aufzubauen, desto größer sei die Gefahr, dass sie Opfer von Kinderarbeit oder Menschenhandel würden.

Zusätzlich zu der finanziellen Unterstützung veranstaltet C&A in den Filialen und im Onlineshop regelmäßig Spendenaktionen sowie Kampagnen zu Weihnachten. Für das billig in Asien produzierende Unternehmen ist das eine gute Gelegenheit, das eigene Image zu verbessern. So kommt die Kooperation beiden Partnern zugute. Der Sprecher von C&A Europa weist darauf hin, dass Save the Children allein im vergangenen Jahr durch die Kooperation acht Millionen Menschen erreichen konnte. Geholfen wurde so beispielsweise den Opfern der Erdbeben in Mexiko und Nepal, der Überschwemmungen in Bangladesch und China sowie der Dürrekatastrophen in Indien, Kambodscha und Vietnam.

Laut Marie Lau von Save the Children Deutschland kann nur mit Hilfe starker Partner eine qualitative Verbesserung im Leben von Kindern erreicht werden. „Wir brauchen diese Partner, die sich gemeinsam mit uns einsetzen und ihren Einfluss geltend machen“, sagt die Managerin für Unternehmenspartnerschaften und Stiftungen. Der Erfolg der Kooperation mit C&A basiere auf der Finanzstärke der Unternehmensstiftung, der Expertise von Save the Children in der Entwicklungszusammenarbeit und bei Kinderrechten sowie der enormen Reichweite des globalen Businessnetzwerks von C&A. Besonders am Herzen liegt dem Unternehmen die Einrichtung sogenannter kinderfreundlicher Räume in Krisengebieten. Diese vermitteln ein Gefühl von Normalität und Geborgenheit, das Kindern in Notsituationen genommen wurde. „Mit einfachen Mitteln wie Spiel-, Bastel-, Lern- und Rückzugsräumen, die für uns selbstverständlich sind, können die Kinder ihr Lächeln wiederentdecken“, sagt Jens Völmicke.

In der Vergangenheit richtete Save the Children solche Räume beispielsweise in Mexiko und Indonesien ein. Verheerende Erdbeben hatten dort ganze Landstriche zerstört. Durch die Kooperation konnte Save the Children auch die Katastrophenvorsorge ausbauen: Familien werden geschult, damit sie wissen, wie sie sich im Ernstfall verhalten sollen. Zudem werden Gemeinden unterstützt, um die Lebenssituation von Kindern zu verbessern.

„Globale Partnerschaften wie mit C&A und Ikea sind etwas Besonders, weil wir uns nicht nur finanziell in Größenordnungen bewegen, die langfristig Veränderungen für Kinder weltweit schaffen“, sagt Marie Lau. Themen rund um Corporate Social Responsibility – also die soziale und gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen – gewönnen an Bedeutung. Immer mehr Unternehmen gingen direkt auf sie zu.
      

Schnell und direkt im Einsatz

Die EKFS und ihr Engagement in Somalia

 Schon kleine Dinge können eine große Wirkung haben. Das gilt auch im Kampf gegen die Kindersterblichkeit im ländlichen Ostafrika. „Es sind meist keine komplexen Erkrankungen, die in vielen afrikanischen Ländern tödlich für Kinder unter fünf Jahren enden“, erklärt Philipp Appel, Referent für Stiftungskooperationen bei Save the Children, „sondern gut zu behandelnde oder vermeidbare Krankheiten.“ Besonders Durchfall kann lebensbedrohlich sein. „Wenn etwa Säuglingsnahrung mit verunreinigtem Wasser angerührt wird, kann das tödliche Folgen haben“, sagt Appel. Viele Kinder sterben auch an Lungenentzündungen, zeigen aktuelle Zahlen von Save the Children für Somalia. Dabei wäre eine Behandlung mit Antibiotika möglich.

Aufklärung und schneller Zugang zu Behandlung und medizinischen Hilfsmitteln sind nötig. Save the Children geht diese Missstände mit Unterstützung der Else Kröner-Fresenius-Stiftung (EKFS) aus Bad Homburg an. Eine Verbindung, die passt: „Die Stiftung dient der Förderung medizinischer Wissenschaft und unterstützt medizinisch-humanitäre Hilfsprojekte“, erklärt Judith von Heusinger, verantwortlich für die medizinisch-humanitäre Entwicklungszusammenarbeit bei der EKFS. „Schwerpunkte sind die Aus- und Weiterbildung medizinischer Fachkräfte sowie die Verbesserung der Patientenversorgung weltweit.“

Die EKFS fördert die Arbeit von Save the Children seit 2008. Insgesamt wurden sechs Förderanträge in Höhe von mehr als einer Million Euro für Projekte in Somaliland, Kenia, Myanmar und Ruanda bewilligt. Das Geld fließt in die Fortbildung vor Ort. Integrated Community Case Management nennt sich der Ansatz, bei dem Einheimische zu Gesundheitshelfern ausgebildet werden, die Schwangere beraten, Kinder behandeln oder in die nächste Klinik überweisen. Die Gesundheitsförderung setzt dort an, wo sie gebraucht wird: in den Communities. Im Grunde müsste zwar noch mehr geschehen, „doch die Infrastruktur des Gesundheitssystems grundlegend zu ändern, würde Zeit und mehr Geld kosten“, sagt Appel. „So sorgen wir für schnelle Hilfe vor Ort.“ Michaela Drenovakovic
Foto: Jonathan Hyams/Save the Children
Erschienen im Tagesspiegel am 16.05.2019