Sie gehören zur Geschichte dieses Landes seit frühester Zeit
Von Udo Badelt
Jüdische Gemeinden haben bereits in der Antike nördlich der Alpen gesiedelt, das belegt ein Dekret Kaiser Konstantins, das genau heute, am 11. Dezember, vor 1700 Jahren erlassen wurde (siehe nächsten Artikel „Zeichenschmaus“). Das etwas krumme, gleichwohl markante Datum ist Anlass für ein Jubiläumsjahr, mit dem die Geschichte gewürdigt, vor allem aber die Gegenwart, das Leben, gefeiert werden sollen – eine Chance, jüdische Religion und Kultur besser kennenzulernen. Was nicht nur wegen der singulären Historie von Juden und Deutschen eine gute Sache ist, sondern auch angesichts eines latent oder manifest vorhandenen, unausrottbaren Antisemitismus – in Deutschland wie in anderen Ländern.
Der Tagesspiegel hat das Jubiläumsjahr begleitet und wird dies auch weiterhin tun, denn es wurde bis Mitte 2022 verlängert. Was natürlich einerseits mit der Pandemie zu tun hat, andererseits aber auch, wie Moderatorin Shelly Kupferberg in einem Zoom-Talk sagte, weil das Jahr viel Anklang und Resonanz gefunden hat, in großen Städten, aber auch kleinen Orten und Gemeinschaften. Mehr, als manch einer oder eine vorher erwartet haben. „Ich dachte erst, das Datum ist künstlich“, sagt Historiker Dekel Peretz, Vorsitzender des Jüdischen Zentrums Synagoge Fraenkelufer in Berlin, im gleichen Zoom-Talk, mit dem eine vorläufige Bilanz des Jahres gezogen werden soll. „Aber in diesem Dekret geht es um die Bekleidung von Staatsämtern, also um eine neue Phase jüdischen Lebens im Römischen Reich. Das hat mich zum Nachdenken gebracht, wo wir heute stehen. Wir sollten nicht nur über Antisemitismus sprechen, sondern auch über Integration, vor allem in einer postmigrantischen Gesellschaft.“ So gesehen könne das Dekret auch eine Inspiration sein.
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Eigens für das Jubiläumsjahr wurde ein Trägerverein gegründet, der online unter 2021jlid.de alle Veranstaltungen auflistet, die in diesem Rahmen bis Mitte 2022 noch stattfinden. In Berlin ist das vor allem die Vortragsreihe „Gebrochene Traditionen? Jüdische Literatur, Philosophie und Musik im NS-Deutschland“ im Hörsaal 2094 der Humboldt-Universität – mit Fokus auf Lyrik, das Musikleben Münchens, Stefan George oder der Musikausübung im Konzentrationslager.
In der Living Bauhaus Kunststiftung wird am 15. Dezember die Ausstellung „Bilder in Licht und Schatten“ eröffnet, mit jüdischer Modefotografie der 20er und 30er Jahre. Und im April will das Centrum Judaicum in der Oranienburger Straße die Tagung „Rückkehr nach Aschkenas“ veranstalten.
In der Living Bauhaus Kunststiftung wird am 15. Dezember die Ausstellung „Bilder in Licht und Schatten“ eröffnet, mit jüdischer Modefotografie der 20er und 30er Jahre. Und im April will das Centrum Judaicum in der Oranienburger Straße die Tagung „Rückkehr nach Aschkenas“ veranstalten.
Foto: Jens Kalaene/dpa
Erschienen im Tagesspiegel am 11.12.2021
Erschienen im Tagesspiegel am 11.12.2021